TV-Zofe Trulla
Schon wieder dieses flaue Gefühl im Magen, diese Achterbahn aus Scham, Widerstand, Verlangen und Angst. Schaumblasen finden träge zusammen, er beobachtet, wie sich kleine Blasen zu grösseren zusammenfinden, ineinander aufgehen, an den Rändern rutscht die Schicht schon langsam nach unten. Er sollte sich besser beeilen, sie hatte ihm nur 10 Minuten gegeben. Eigentlich wollte er sich gar nicht rasieren, hatte gehofft, dass die 60 DEN seinen Pelz verstecken.
Beim Anziehen hatte er gemerkt, dass das wohl nur eine Wunschvorstellung war, deutlich zeichnete sich sein Pelz unter der blickdichten Strumpfhose ab. Blöd auch, dass er eine Nummer zu klein gekauft hat, hat er sich wohl doch falsch eingeschätzt. Die Verkäuferin wollte er nicht noch weiter belästigen, allein ihre servile Frage, ob er denn Hilfe benötigen würde, hatte ihm schon die Schamesröte ins Gesicht getrieben. Da hatte er sich erst recht nicht getraut, sondern etwas von einem Geschenk für seine Freundin gefaselt. Ja, stämmig sei sie und groß und nein, sie stehe wirklich auf dieses blickdichte Format und nicht auf die hauchzarten, schimmernden Nylons. Oh Gott, diese Nylons, die Materialprobe alleine hatte ihn schon völlig umgehauen. Dann die Vorstellung des leisen Knirschens, wenn er sie über die Knie nach oben zieht…
Der etwas starre irritierte Blick der Verkäuferin holte ihn zurück ins Hier und Jetzt, in dieses verstohlene Paradies aus hauchzarten Gespinsten, verheissungsvollen Netzen, wollenen Versuchungen, er drifftete schon wieder ab. Etwas verklemmt nahm er sein Tütchen mit den übergrossen blickdichten Stützstrümpfen entgegen, unverschämt teuer, aber hoffentlich lohnte sich die Investition.
Wie naiv er doch war. Er hätte wissen müssen, dass Sie ihm das nie durchgehen lassen würde. Gelacht hatte Sie, sich lustig gemacht, über das unförmige Gewuschel an seinen Beinen, die Haarspitzen, die sich durch das Material gedrückt hatten und nun deutlich hervorstachen. Geschämt hatte er sich. Wollte er sich doch besonders hübsch machen, und stattdessen wurde er ausgelacht. Ausgelacht, dann verächtlich betrachtet und zum Rasieren geschickt. Das Stützungetüm lag hier neben ihm. Mit Laufmasche, hinüber. Beim Ausziehen, heiss vor Scham und Erregung und diesem trotzigen Stolz, wie konnte sie nur? Zerrissen. Der gerechte Zorn hatte ihm das Monster von den Beinen gerissen, der gerechte Zorn hatte es in die Ecke geworfen, der gerechte Zorn hatte ihn verlassen, die Scham ist geblieben. Der Scham und das scharfe Blinken der Rasierklinge.
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